Montessori-Pädagogik nach Maria Montessori

Die Ärztin Dr. Maria Montessori schrieb „Die Entdeckung des Kindes“ (Maria Montessori – Gesammelte Werke: Die Entdeckung des Kindes)vor über 100 Jahren. Doch das Interesse von Eltern und Pädagogen an ihren Erkenntnissen ist heute stärker denn je. Im Bundesgebiet, im europäischen Ausland und in den USA sprießen seit einigen Jahren neue Montessori-Schulen und –kindergärten nur so aus dem Boden, und immer stärker orientiert sich auch die Regelschule an Elementen der Montessori-Pädagogik. Doch was genau bedeutet der reformpädagogische Ansatz nach Maria Montessori?

Maria Montessori: „Hilf mir, es selbst zu tun“

„Hilf mir, meine Arbeit selbst zu tun“, lautet ein zentraler Gedanke der Montessori-Pädagogik. Hinter diesem Satz steht das Vertrauen darauf, dass alle Kinder einen natürlichen Drang zu lernen und zu wachsen haben. Aufgabe der Erwachsenen ist es, diesen Drang zu erhalten und zu nähren, indem sie eine geeignete Umgebung schaffen; dem Kind Spiel- und Arbeitsmaterialien bieten, die sein (Lern-)Interesse ansprechen.

Maria Montessori ist davon überzeugt, dass Lernen nur über die Sinne führen kann. Kinder lernen demnach am einfachsten durch konkretes Tun mit konkreten Materialien. Vereinfacht gesagt, bedeutet dies für Montessori-Schulen die Abkehr vom Frontalunterricht. Statt dem Lehrer oder auch der Erzieherin im Kindergarten zuzuhören und nachzueifern, soll das Kind selbst motiviert tätig werden.

Dieses Prinzip der Montessori-Pädagogik lässt sich mit einem bekannten Wort von Konfuzius veranschaulichen: „Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“

„Sensible Perioden“ in der Montessori-Pädagogik

Immer häufiger wird in der entwicklungspsychologischen Literatur von „sensiblen Phasen“ oder „Perioden“ (Maria Montessori: „Kinder sind anders“, München, 1997 S. 46ff.:Kinder sind anders (Kinder fordern uns heraus)) geschrieben. Gemeint sind Zeitspannen, in denen Kinder eine besonders hohe Bereitschaft und Fähigkeit für bestimmte Lerninhalte zeigen. Diesem Umstand will die Montessori-Pädagogik Rechnung tragen.

Beispielsweise brennt ein Kind gerade für mathematische Zusammenhänge, während ein anderes zur gleichen Zeit für sprachliches Lernen besonders offen ist. Wenn eine solche sensible Periode vorüber ist, erfordert ein Lernen auf dem jeweiligen Gebiet viel Mühe und Aufwand. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich, dass sensible Phasen nicht ungenutzt verstreichen dürfen.

Weil diese sensiblen Phasen bei jedem Kind zu unterschiedlicher Zeit auftreten, ist das Lernen in der Gruppe mit vorgegebenem Lerntempo und –inhalt oft nicht optimal. Damit das Kind diese Zeitspannen bestmöglich nutzen kann, muss es sich laut Maria Montessori sein aktuelles Lernthema individuell wählen können.

Konkret kommen Montessorischulen diesem Ziel in der Freiarbeit nach. Während dieser suchen die Kinder sich aus einem großen Angebot selbst das Material aus, mit dem sie sich gerade beschäftigen wollen, um sich bestimmte Lerninhalte zu erarbeiten.

„Polarisation der Aufmerksamkeit“

Hat ein Kind die Möglichkeit und die Freiheit, seine sensiblen Phasen individuell und optimal zu nutzen, fällt es ihm besonders leicht, sich auf eine Tätigkeit oder ein Lernthema zu konzentrieren. Der tiefen Konzentration misst Maria Montessori große Bedeutung bei. Sie beschreibt die „Polarisation der Aufmerksamkeit“ (Maria Montessori: „Schule des Kindes“, Freiburg 1976, S. 70) als „das Aufgehen in einer Arbeit, einer konzentrierten, frei gewählten Arbeit, die die Kraft hat zu konzentrieren und, anstatt zu ermüden, die Energien, die geistigen Fähigkeiten und die Selbstbeherrschung erhöht.“ (Maria Montessori: „Das kreative Kind“, Freiburg 1984, S. 185: Das kreative Kind: Der absorbierende Geist (Schriften des Willmann-Instituts)

In Phasen voller Konzentration gewinne ein Kind Wissen und zugleich Selbstvertrauen. Ziel müsse daher sein, konzentrierte Beschäftigung zu ermöglichen. Diesem Anspruch versuchen Montessori-Einrichtungen mit einer auf den Entwicklungsstand des Kindes optimal angepassten Umgebung zu reagieren. Entsprechendes Material, das zur Eigenbeschäftigung anregt und Selbstkontrolle ermöglicht, sowie ein geschütztes Umfeld sind Grundlagen hierfür und spielen in der Montessori-Pädagogik eine übergeordnete Rolle. Dem trägt der Alltag an Montessori-Schulen und -Kindergärten Rechnung. Die Ausbildung von Montessori-Pädagogen ist in Deutschland geregelt. Sie durchlaufen neben einem staatlichen Examen zusätzlich noch Lehrgänge und Prüfungen für ein Montessori-Diplom.

Lesen Sie weiter:

https://www.besser-bilden.de/montessori/montessori-schule-kindergarten/

https://www.besser-bilden.de/montessori/montessori-schule-schulabschluss/

https://www.besser-bilden.de/selbstbewusstsein-von-kindern-staerken/

https://www.besser-bilden.de/fruehkindliche-entwicklung-bildung-kleinkinder-lernen/

https://www.besser-bilden.de/schule-ohne-motivation-geht-gar-nichts/

https://www.besser-bilden.de/nachgefragt-und-ausprobiert-neugier-bei-kindern-entfachen/

https://www.besser-bilden.de/waldorf/waldorfschule-waldorfkindergarten/