Mädchen blickt verträumt in die Kamera Kinder und Hochsensibilität

Hochsensibilität und Schule: Ist mein Kind hochsensibel?

Zwar ist längst nicht jeder hochsensibel, dem es schnell zu laut, zu voll oder zu stressig wird. Dennoch ist Hochsensibilität für die Betroffenen ein ernstes Thema. Die Forschung geht davon aus, dass bis zu 25 Prozent aller Kinder hochsensibel geboren werden. Unerkannte Hochsensibilität bei Kindern führt leider oft zu völlig unangemessenen Schulkarrieren. Das muss aber nicht sein. Der erste Schritt ist, die Hochsensibilität als solche zu erkennen. Doch woran erkenne ich, dass mein Kind hochsensibel ist? Das sind die ersten Anzeichen:

Hochsensible Kinder brauchen ein spezielles Lernumfeld

Hochsensible Kinder müssen sich in ihrer Schullaufbahn aber nicht schwerer tun als andere. Hochsensible Kinder fallen in Schulklassen – ähnlich wie hochbegabte Kinder – schlichtweg aus dem Raster und ecken dadurch leichter an. Umso wichtiger ist es, dass die Hochsensibilität frühzeitig erkannt wird. Hypersensible Kinder brauchen eine speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Didaktik in der Schule, ein spezielles Lernumfeld. Gehen Lehrkraft und Elternhaus auf diese besonderen Bedürfnisse ein, kann das Kind seine Stärken entfalten.

Unerkannte Hochsensibilität kann psychisch krank machen

Doch das Thema Hochsensibilität ist noch längst nicht befriedigend erforscht. Das Phänomen ist weiten Teilen der Bevölkerung noch immer gänzlich unbekannt, beziehungsweise unerwünscht. Daher geraten viele Kinder und Jugendliche, deren Hochsensibilität unerkannt ist, derartig an ihre eigenen Grenzen, dass sie seelisch oder psychisch erkranken.

So weit muss es nicht kommen. Je früher die Eltern eines hochsensiblen Kindes von dessen Besonderheit wissen, umso besser können sie das Umfeld des Kindes – allen voran die Lehrer in der Schule – darauf aufmerksam machen. Sofern die Lehrkraft willig und fähig ist, besteht die Möglichkeit, dass das Kind nicht in erster Linie als „schwierig“ abgestempelt wird, sondern eine Chance bekommt, seine Stärken zu entfalten.

Anzeichen für Hochsensibilität bei einem Schulkind

Woran also hochsensible Kinder erkennen? Folgende Anzeichen können ein Hinweis darauf sein, dass eine Hochsensibilität vorliegt:

  • Zu viel Nähe, besonders von fremden Menschen, macht Ihr Kind nervös. Hypersensible Menschen bewegen sich am liebsten in ihrem geschützten Umfeld, Menschenmassen und Gesellschaft sind ihnen zuwider. Bei Kindern ist das nicht anders. Es kann ein Zeichen für Hochsensibilität sein, wenn sich Ihr Kind in Gesellschaft oft eher schüchtern und still, manchmal geradezu ängstlich oder zurückgezogen verhält. In ungewohnten oder neuen Umgebungen sucht es gerne die Nähe zu Ihnen. Andere empfinden Ihr Kind mitunter als seltsam, traurig, bis hin zu depressiv verstimmt. Während Sie mitbekommen, dass sich die Schulkameraden Ihres Kindes in ihrer Freizeit gerne und häufig mit Gleichaltrigen verabreden, zieht es ihr Kind vor, am Nachmittag nach der Schule die Ruhe zu Hause zu genießen. Gerne beschäftigt es sich dann allein mit seinen Sachen, bastelt, schreibt oder tüftelt.
  • Ihr Kind hat feine Antennen, es nimmt schnell Stimmungen anderer wahr. Sie können ihm als Eltern schlecht etwas vorspielen, es nimmt wahr, wenn etwas in der Luft liegt. Hochsensible Kinder fallen ihren Eltern oft durch eine besonders ausgeprägte Fähigkeit zur Empathie, ein starkes Einfühlungsvermögen, auf. Doch diese Gabe bedeutet für das hypersensible Kind vor allem großen Stress. Es kann sozusagen nie abschalten, wenn andere Menschen in seiner Nähe sind, nimmt deren Empfindungen permanent wahr.
  • Gerechtigkeit ist für Ihr Kind ein sehr hohes Gut. Wenn es fürchtet, dass dieses verletzt werdem könnte, reagiert es mitunter ungehalten, aufbrausend, wütend.  Damit fällt Ihr Kind schon mal unangenehm auf.
  • Ihr Kind zeigt sich schnell gestresst von lauten Geräuschen oder hektischen Fernsehsendungen.
  • Ihr Kind liebt es, andere Menschen oder Maschinen intensiv und ausgiebig zu beobachten. Es will die Dinge verstehen. Hochsensibilität und Hochbegabung treffen auffallend häufig bei einem Menschen zusammen. Das heißt, der Anteil der Hochbegabten, die gleichzeitig hypersensibel sind, ist hoch. Ebenso verhält es sich andersherum: Relativ viele hochsensible Kinder sind auch hochbegabt. Hochsensible Kinder sind oft im selben Moment von ihrer Umwelt überfordert und zugleich vom fachlichen Lernstoff unterfordert – eine ungute Mischung, die schnell dazu führt, dass ein hypersensibles Kind Verhaltensauffälligkeiten entwickelt oder sich so stark in sich selbst zurückzieht, dass es für die Lehrkraft in bestimmten Momenten kaum mehr ansprechbar zu sein scheint. Besonders die Noten für die mündliche Mitarbeit leiden stark darunter.
  • Hochsensibilität äußert sich häufig in einer ausgeprägten Gewissenhaftigkeit, die schnell in Perfektionismus überschwingen kann.
  • Ihr hochsensibles Kind fühlt sich von zu vielen und zu schnell gestellten Fragen und Impulsen manchmal so überfordert, dass es sich über einen Wutanfall oder ähnliches Verhalten entladen muss. Überhaupt haben Sie vielleicht manchmal das Gefühl, dass Ihr Kind schnell wütend und zugleich unglücklich wird. Manchmal genügt  nur eine kleine Abweichung,  dass die Situation kippt.
  • Ihr Kind braucht häufige kurze Ruhepausen, um Kraft zu schöpfen. Ein hochsensibles Kind kann sich oft nicht so lange konzentrieren wie seine Mitschüler. Da es sich im Unterricht aber in der Regel nicht dann die Ruhepausen nehmen kann, die es aufgrund seiner Hochsensibilität eigentlich bräuchte, fällt es dem Lehrer oder der Lehrerin hauptsächlich durch Lernschwierigkeiten oder Konzentrationsschwierigkeiten auf.
  • Tiere mögen Ihr Kind. Und Ihr Kind mag Tiere. Das beruht auf Gegenseitigkeit.
  • Ihr Kind liebt Schönes wie Musik oder Kunst.
  • Im Spiel zeigt sich Ihr Kind außergewöhnlich fantasievoll. Es ist vielseitig interessiert und schnell begeisterungsfähig.
  • Ihr Kind stellt häufig Fragen nach dem Sinn eines Verhaltens/einer Sache. Immer wieder verblüfft es Sie als Erwachsene mit seinen präzisen Fragen und seiner detaillreichen Wahrnehmung. Auch sein Langzeitgedächtnis erstaunt seine Umwelt.
  • Wenn Ihr Kind überreizt ist, reagiert es mitunter launisch, aufbrausend und ungehalten. Besonders klar hat sich das in der Babyphase gezeigt: Ihr Kind war ein so genanntes Schreibaby. Ein Schüler, der immer wieder für die Außenwelt scheinbar grundlos aggressive Verhaltensweisen an den Tag legt, wird soziale Schwierigkeiten erleben – sowohl in Bezug auf seine Mitschüler, die sich von ihm abwenden, als auch von der Lehrkraft, die ein angepassteres Verhalten wünscht.
  • Ihr Kind ist oft versunken in das, was es tut. Es ist, als ob es für diese Momente die Welt um sich herum ausschalten würde. Es beschäftigt sich lieber eingehend mit einer Sache, mehrere Dinge gleichzeitig überfordern das hochsensible Kind schnell. In der Schule eckt Ihr Kind durch seine Hochsensibilität dadurch mitunter an. Es kommt häufig vor, dass sich seine Gedanken gerade intensiv um ein Thema drehen, das der Lehrer oder die Lehrerin im Moment für völlig unrelevant einstuft. Hochsensible Kinder, die als solche nicht erkannt sind, werden von den Lehrkräften in der Schule daher schnell als „Träumer“ stigmatisiert.

Eltern, die verunsichert sind, sollten Hilfe bei Fachleuten wie zum Beispiel Kinder- und Jugendpsychologen suchen. Nähere Informationen und Hilfe finden Eltern außerdem bei Erziehungsberatungsstellen oder bei Schulpsychologen. Eine Abklärung sollte in jedem Fall angestrebt werden, denn eine unentdeckte Hochsensibilität kann für ein Kind nachhaltige Probleme verursachen, die auf das gesamte Erwachsenenleben ausstrahlen.

Zwei Buchtipps zum Schluss: Eine wunderbare Lektüre für alle Kinder, die ein bisschen anders sind, zwei Mutmachbücher für hochsensible Kinder und ihre Eltern:

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