Endlich Ferien! Und danach? Viertklässler sehen dem Sommer oft mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Zeit an der Grundschule ist für sie vorbei. Der Übertritt an eine weiterführende Schule ist ein Meilenstein für Schüler und bringt elementare Veränderungen mit sich. Wie Eltern ihre Kinder für die Herausforderung Schulübergang stärken können, erklärt die Pädagogin Dr. Birgit Ebbert im Interview.
Was sollten Kinder vor dem Übertritt können, was können Eltern mit ihnen üben, um sie auf die neue Schule vorzubereiten und wie gelingt der Start in der weiterführenden Schule am besten? Die Pädagogin und Autorin Dr. Birgit Ebbert hat einen Elternratgeber zum Thema Schulübergang veröffentlicht. Im Interview erklärt sie, warum der Übertritt bzw. Schulübergang so wichtig ist für unsere Kinder.
Birgit Ebbert über den Übertritt und seine Bedeutung für Schüler
- Frau Ebbert, ist der Start in die weiterführende Schule wirklich so wichtig, dass Sie ein ganzes Buch darüber schreiben konnten?
Birgit Ebbert: Der Übergang auf die weiterführende Schule ist ein einschneidendes Erlebnis, das häufig unterschätzt wird. Kinder wissen sehr wohl, dass es nun richtig ernst wird. Einen Vorgeschmack bekommen sie bereits, wenn es um die Schulwahl geht. Aber ab dem ersten Schultag auf der weiterführenden Schule werden die Weichen für den Schulabschluss gestellt.
Ich erlebe in meinen Lerncentern viele Schüler, wirklich keine Einzelfälle, die gleich in den ersten Tagen in der neuen Schule Misserfolge hatten, Probleme mit Mitschülern haben oder schmerzhaft erlebt haben, dass sie nun nicht mehr Klassenbeste sind. So etwas beeinflusst die Grundeinstellung zur Schule, und die ist entscheidend für den Lernerfolg. Wer angstbehaftet in die Schule geht, kann neuen Lernstoff nicht unbeschwert aufnehmen.
- Und wie können Eltern helfen? Sie können sich ja nicht neben ihre Kinder setzen…
Birgit Ebbert: Um Himmels Willen, auf keinen Fall! Da sind wir schon bei der Diskussion über die Helikopter-Eltern, die ihre Kinder verhätscheln. Im Gegenteil! Eltern sollten den Übergang als Start in einen neuen Lebensabschnitt begreifen, in dem ihr Kind selbstständiger wird und für sich selbst einstehen muss. Dazu braucht es ein gesundes Selbstvertrauen, es muss wissen, was es kann und was nicht, aber auch, dass es unabhängig von seinen Schulleistungen angenommen und geliebt wird.
- Wie können Eltern das Selbstvertrauen ihres Kindes im Alltag stärken?
Birgit Ebbert: Es beginnt damit, dass die Eltern von sich aus darauf drängen, dass ihre Kinder unabhängig werden, dass sie sich daran gewöhnen, selbstständig zu lernen, und Strategien entwickeln, wie sie mit Problemen im Alltag umgehen – von dem Frust über neue Schulfreunde bis zur verlorenen Busfahrtkarte. Nicht, dass Eltern solche Alltagssorgen provozieren sollen, aber die Kinder in die Planung einbeziehen und mit ihnen zum Beispiel vorab über das Leben und Lernen in der neuen Schule sprechen. Da liegen zum Beispiel die Schulbücher nicht im Regal in der Schule und es wird erwartet, dass die Schüler selbstständig den Unterrichtsraum für das nächste Fach finden.
(Interview:Birgit Knape)
So klappt der Übertritt – zehn Tipps nach Birgit Ebbert
- Besprechen und üben Sie rechtzeitig den neuen Schulweg
- Gestalten Sie den ersten Tag an der neuen Schule als ein festliches Ereignis für die ganze Familie
- Sehen Sie die Schulmaterialien durch: Kinderkram hat ausgedient, vielleicht ist es Zeit für eine neue Brotbox, Mäppchen …?
- Versuchen Sie, gemeinsam das neue Schulhaus zu erkunden – wo sind die Toiletten etc.?
- Fördern Sie außerschulische Hobbys Ihres Kindes: Das fördert Selbstvertrauen und schafft Entspannung
- Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Strategien, wie es künftig seinen Schulalltag eigenverantwortlich organisieren kann
- Mündliche Mitarbeit wird nun stärker bewertet – ermutigen Sie besonders schüchterne Kinder, das „Vor der Klasse sprechen“ noch in der Grundschule zu üben
- Intensivieren Sie die Kontakte zu Kindern, die auf die gleiche Schule wechseln. Das schafft soziale Sicherheit für den Anfang.
- Stärken Sie die Medienkompetenz Ihres Kindes. Ein eigenes Smartphone oder ein Laptop hat aber noch Zeit.
- Fragen Sie Ihr Kind nach seinen Ängsten und Sorgen und erarbeiten Sie eine Art Notfall-Plan, wenn sich seine Befürchtungen bewahrheiten (Was mache ich, wenn ich die Bushaltestelle verpasse?). Das entspannt und lässt die Ängste schrumpfen.
Dr. Birgit Ebbert ist Diplom-Pädagogin und berät in ihren Lerncentern „Die Lernbegleiter“ Eltern und Schüler bei Fragen rund um Schule, Lernen und Lernprobleme. Nähere Infos zu ihrem Elternratgeber „Schulübergang“ sind im Internet auf www.elternratgeber.info erhältlich. Elterratgeber.info ist ein Blog für Eltern mit vielen Infos und Tipps rund um den Schulalltag unserer Kinder. Themenschwerpunkte sind der Schulübergang auf die weiterführende Schule und alles, womit Eltern ihre Schulkinder unterstützen können.