Gelesen: „Pelle von Pimpernell“

Ihre Tochter verschlingt einen Pferderoman nach dem nächsten. Etwas einseitig, meinte unsere Kolumnistin Julia Collani, und legte ihr mit dem neuen Jugendbuch „Pelle von Pimpernell – Der Geisterhund“ aus dem KOSMOS Verlag mal etwas ganz anderes in die Hände. Das Ergebnis des Leseabenteuers war verblüffend…

Eigentlich bin ich der Meinung, dass es erst einmal völlig egal ist, was meine Kinder lesen, Hauptsache, sie lesen. Und eigentlich bin ich auch der Meinung, dass jedes Kind völlig unvoreingenommen und ungelenkt seine eigenen Interessen entwickeln und verfolgen darf. Eigentlich. Denn so langsam geht unserer ganzen Familie der Pferdetick unserer Neunjährigen etwas auf den Wecker. Und so langsam hat sie alle lesbaren Bücher zum Thema Pferde schon durch, zumindest diejenigen, die sprachlich vernünftig und inhaltlich nicht allzu flach sind. „Lies doch mal was anderes“, sagte ich daher und erntete einen verständnislosen Blick: „Und was, bitteschön?“

Letzten Endes schlossen wir einen Deal: Ich wollte meiner Tochter neuen, völlig pferde- und ponyfreien Lesestoff besorgen. Dafür musste ich mit ran, will heißen, wir wollten gemeinsam lesen – ich würde fünf Seiten vorlesen, sie eine, dann wieder ich und so weiter.

So bin ich beim Jugendroman „Pelle von Pimpernell – Der Geisterhund“ gelandet. Die Neuerscheinung im KOSMOS Verlag wurde in England (Originaltitel „Knitbone Pepper – Ghost Dog“ von Claire Barker) hoch gefeiert. Außerdem haben mich auf den ersten Blick die wunderschönen Illustrationen angelacht, das Jugendbuch ist für Leser ab neun Jahren eingestuft – und ich persönlich mag ja Hunde viel lieber als Pferde. Perfekt, dachte ich, schließlich sollte ich auch etwas Spaß haben, wenn ich schon den Großteil vorlesen müsste.

Spannend ab 9 Jahre, aber auch kleinere - nicht nur wegen der wunderschönen Illustrationen.
Humor und Spannung ab 9 Jahre, aber auch kleinere – nicht nur wegen der wunderschönen Illustrationen.

Die Begeisterung meiner Tochter für unsere erste Lesestunde war glaube ich nur deswegen sehr groß, weil wir es uns mit Eiskaffee und -schokolade auf der Gartenliege bequem machten. Mein Sechsjähriger quetschte sich noch zu uns dazu, er wollte ebenfalls zuhören. Und so fing ich an vorzulesen. Von der etwas schrulligen Familie von Pimpernell in ihrem heruntergekommenen, dafür aber umso Fantasie anregenderen alten Gutshaus; von ihrer Tochter Winnie und ihrer großen Liebe zu dem weltbesten Hund Pelle; von Pelles Tod und Winnies niemals enden wollenden Tränen; und schließlich von Pelles Rückkehr in die Familie als Geist und seiner abenteuerlichen Aufgabe, Winnie und die Geistertiere vor einem bösen Geisterjäger zu beschützen.

Große Emotionen und ganz viel Humor

„Ganz schön traurig“, meinte meine Tochter mit weit aufgerissenen Augen, als es um die traurige Winnie ging, die sich nach Pelles Tod einsam und niedergeschlagen auf ihren Weg zum Schulbus macht – früher war sie immer von Pelle begleitet worden. Und auch mein Sohn kuschelte sich noch ein wenig enger an uns. Es ist eben nicht leicht, ein Haustier zu verlieren, auch nicht in einer Geschichte.

An anderen Stellen mussten die beiden dafür umso lauter kichern, wenn es um die etwas absonderlichen Hobbies von Winnies Eltern ging etwa oder darum, wie Pelle so schön tapsig in Winnies Leben getreten war, oder wie er sich langsam mit den verrückten anderen Geistertieren anfreundete. Claire Barkers feinsinniger und fantasievoller Humor schlug bei meinen Kindern auf alle Fälle voll ein.

Ich selbst war auch angetan von der berührenden Geschichte, die wirklich viele Emotionen anspricht von Mitleid und Trauer über Freude, Spaß, Humor und Spannung. Langweilig wird es dem Leser von „Pelle Pimpernell“ auf alle Fälle nicht so schnell.

Gut gefällt mir auch die Sprache. In dieser Hinsicht bin ich im Allgemeinen sehr kritisch, so viele Bücher habe ich bereits weggelegt, weil ich mit der plumpen Sprache nicht zurechtgekommen war. Claire Barker oder vielmehr ihrer Übersetzerin Manuela Knetsch ist es gelungen, ansprechend und dennoch leicht verständlich für Neun- bis 14-Jährige zu erzählen.

Aber zurück zu unserem Leseprojekt: Ich selbst bin über die 48. Seite nicht hinaus gekommen. Denn am Abend nach unserer Eisschokoladen-Vorleseaktion im Garten hat meine Tochter das Buch heimlich mit ins Bett genommen und weitergelesen, bis sie sehr spät darüber eingeschlafen ist. Zwei Tage später war sie dann durch mit den 256 Seiten. Und obwohl wirklich kein einziges Pferd in der Geschichte vorkommt, hat meine Neunjährige jetzt schon angemeldet, dass sie den zweiten Teil unbedingt lesen will, sobald er rauskommt…
Weitere Buchtipps in der besser-bilden-Leseecke.

Schreibe einen Kommentar