Wer die Hochs und Tiefs in Kindergarten und Schule als Familie überstanden hat, wird am Ende der Schulzeit mit einer wichtigen Frage konfrontiert: Welche Ausbildungsstelle (oder welches Studium) ist das Richtige? Büro, Handwerk oder doch was ganz anderes? Wie finden Jugendliche einen Ausbildungsberuf, der sie glücklich macht? Diese 6 Tipps helfen bei der Entscheidung.
Rolle der Eltern: zurückhalten, begleiten und motivieren
Die Kunst liegt darin, als Eltern zu informieren und zu begleiten, dabei aber nicht zu bevormunden. Der traditionelle Ansatz von „mein Sohn übernimmt mal meinen Laden“ sollte längst überholt sein. Nicht aus familiärem Zwang heraus, sondern aus Interesse und Qualifikation können Kinder in die Fußstapfen ihrer Eltern treten – oder eben nicht.
Eltern sollten sich beherrschen und möglichst wenig „reinreden“, denn dann ist die Gefahr am geringsten, dass sie ihre eigenen Wünsche auf ihr Kind projizieren. Bestenfalls begleiten sie ihr Kind konstruktiv. Zudem hilft – wie bereits zu Schulzeiten – das Extra-Fünkchen Motivation seitens der Eltern.
Suche nach der passenden Ausbildungsstelle – diese 6 Tipps helfen
- Welche Berufsrichtung ist „gefühlt“ die Richtige?
Zugegeben, früher war dies erheblich einfacher: Wer ins Büro wollte, kümmerte sich um eine Ausbildung für Bürokaufleute. Wer handwerklich arbeiten wollte, wurde Kfz-Mechaniker oder Schreiner. Mit der Vielfalt an Arbeitsbereichen wurde auch das entsprechende Ausbildungsangebot vielseitiger und umfangreicher. Und die Entscheidung für den richtigen Beruf fällt noch schwerer. Zu Beginn der Berufsfindung hilft es, auf folgende Fragen möglichst losgelöst und offen Antworten zu finden: Welche Neigungen bringt der Jugendliche mit? Über welche Talente und Begabungen verfügt er? In welchem Berufsfeld kann er diese am besten einbringen? Die Bundesagentur für Arbeit stellt heute Online-Tools bereit, die dabei helfen sollen, herauszufinden, was einem liegt.
- Welcher Beruf ist in der Praxis passend? Ein Praktikum ist Gold wert
Theorie und Praxis sind oft verschiedene Welten. Vielleicht scheint die Idee davon, Floristin zu werden, theoretisch der Wunschtraum zu sein, doch beim Praktikum stellt sich heraus: Die Gerüche der Blumen und Pflanzen sind nichts für den Jugendlichen. Zudem mangelt es an Kreativität. Wer sich dennoch im Grünen sieht, könnte sich beispielsweise in Richtung Garten- und Landschaftsbau orientieren. Ganz egal, welche Richtung es werden soll, neben der theoretischen Abwägung ist es wichtig, auch die Praxis zu kennen. Kennen bedeutet dabei nicht nur, sie aus Erzählungen zu kennen, sondern auch zu wissen, wie sich der Beruf in der Praxis anfühlt – und zwar, bevor eine Ausbildungsstelle gesucht oder gar angetreten wird. Eltern sollten ihren Nachwuchs dazu motivieren, praktische Erfahrungen zu machen.
- Welche (finanziellen) Möglichkeiten bietet der Beruf?
Es gibt Ausbildungsberufe, die so manchen Eltern ein Dorn im Auge sind. Das hat vor allem damit zu tun, dass die Sorge besteht, dass die Ausbildung in einem schlecht bezahlten Job mündet – ohne Aufstiegschancen. Einem Jugendlichen seinen Berufswunsch auszureden, wäre an dieser Stelle kontraproduktiv. Besser ist es, dem Jugendlichen Vergleiche an die Hand zu geben, damit dieser sich sein eigenes Bild machen kann. Das Gehalt während der Ausbildung sowie in den ersten Jahren nach der Ausbildung ist ein Faktor, der recherchiert und besprochen werden sollte. Auch geht es darum, Möglichkeiten aufzuzeigen, die Weiterbildungen bieten können.
- Welches Unternehmen ist eine gute Wahl?
In Zeiten des Internets ist es vergleichsweise einfach, sich über das Unternehmen zu informieren. Der erste Blick fällt dabei natürlich auf die Ausbildungsberufe, aber auch die Ausbildungsinhalte sowie die Vermittlung dieser sind entscheidend. Wer als Unternehmen die Ausbildung so konzipiert, dass der Auszubildende direkt von Beginn an mitten im Arbeitsleben stehen und Verantwortung übernehmen darf, könnte damit auch meinen: Spezielle Angebote für Azubis gibt es bei uns nicht. Vielmehr brauchen wir Azubis, um die Arbeit zu bewerkstelligen. Von diesen Unternehmen ist eventuell abzuraten, eine Ausbildungsstelle hier ist nicht unbedingt anzuraten. Wer hingegen eine Azubi-Werkstatt hat, betriebsinterne und externe Ausbildungen offeriert und darüber hinaus die Chance bietet, in der Jugend- und Auszubildendenvertretung aktiv zu werden, der hat als Unternehmen verstanden, dass die Fachkräfte von morgen ein wichtiges Gut sind.
- Wie schwierig ist der Weg zum Ausbildungsvertrag?
Wie holprig der Weg bis zum Ausbildungsvertrag ist, hängt mitunter auch davon ab, wie beliebt der Ausbildungsberuf ist und, wie viele Stellen angeboten werden. Dieses Beliebtheits-Ranking zeigt: Mechatroniker, Industriekaufleute und Industriemechaniker stehen auf den ersten drei Plätzen bei Ausbildungsberufen. Ein Glück für all die Interessenten, die sich um eine Ausbildungsstelle bemühen, denn in diesem Bereich gibt es vergleichsweise viele Ausbildungsstellen. Wer jedoch einen außergewöhnlichen Berufswunsch hat oder einen, den nur wenige Unternehmen in der Region anbieten, der wird vergleichsweise lange nach einer Ausbildungsstelle suchen müssen oder vielleicht sogar für den Traumjob den Wohnort wechseln müssen. Zu diesen ungewöhnlichen Berufen gehören die Bestattungsfachkraft, der Bootsbauer, der Brauer, der Hufschmied, der Sattler, der Maskenbildner, der Winzer, der Diamantschleifer und viele weitere. Ob ein Ausbildungsvertrag leicht oder eher schwer zu ergattern ist, hängt darüber hinaus selbstverständlich auch von anderen Faktoren ab, etwa der Qualität der Bewerbung, den Noten sowie etwaigen praktischen Kenntnissen.
- Ist das Prinzip „try and error“ erlaubt?
Diese Frage kann nur nach einer Einzelfallbetrachtung beantwortet werden. Grundsätzlich sollte die Entscheidung für eine Ausbildung auch Bestand haben. Nicht nur, weil der Jugendliche sonst ein ganzes Jahr verliert bis er eine neue Ausbildungsstelle antreten kann, sondern auch, weil Entscheidungen gut durchdacht sein sollten. Allerdings gilt auch, dass es sinnvoll ist, einen Fehler möglichst schnell zu erkennen und zu korrigieren. Wer also direkt in den ersten Wochen merkt, dass die Entscheidung falsch war, sollte tendenziell eher nochmal neu beginnen als diejenigen, die kurz vor der Abschlussprüfung stehen. Wer bereits die Zwischenprüfung absolviert hat, sollte die Ausbildung beenden. Selbst wenn der berufliche Weg danach in eine andere Richtung geht, ist eine abgeschlossene Ausbildung immer eine gute Basis.
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