Montessorimaterial Ein Kind spielt versonnen mit Ringen aus Holz und schüttet

Montessori-Material – Schlüssel zur Welt

Dem Lern- Spiel- und Erfahrungsmaterial kommt in der Montessori-Pädagogik eine wichtige Bedeutung zu – besonders durch den Aspekt der Eigenverantwortung und Selbstkontrolle. Es spielt eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung der Sinne und der Bewegung. Montessori-Material ist bewusst so konzipiert, dass sie den Kindern eigene Aktivitäten ermöglichen. Maria Montessori bezeichnet das Material als „Schlüssel zur Welt“. Sie teilt das Material in fünf Bereiche ein: Übungen des täglichen Lebens, Sinnesmaterial, Mathematikmaterial, Sprachmaterial und  Material zur kosmischen Erziehung.

„Unser Material ….soll Helfer und Führer sein für die innere Arbeit des Kindes. Wir isolieren das Kind nicht vor der Welt, sondern geben ihm ein Rüstzeug, die ganze Welt und ihre Kultur zu erobern. Es ist wie ein Schlüssel zur Welt und nicht mit der Welt zu verwechseln“, erläutert die italienische Ärztin und Pädagogin Maria Montessori zu ihren Lehrmaterialien, den sogenannten Montessori-Materialien. Diese entwickelte sie, um den Kindern ganzheitliches und selbstständiges Lernen zu ermöglichen, ihre Autonomie und Unabhängigkeit zu stärken, ihnen „den Schlüssel zur Welt“ in die Hand zu geben.

Montessori-Material – Pädagogische Ausrichtung

Grundsätzlich sind die Materialien übersichtlich, gut strukturiert und begrenzt gestaltet, um die möglichen Funktionen selbst zu entdecken, spielerische Aktivitäten zu fördern und bei Schwierigkeiten eine eigene Fehlerkontrolle durchführen zu können.

Das ganzheitliche Erleben und Lernen wird nach Montessori durch die spezielle Ästhetik des Materials unterstützt, die das Kind förmlich auffordert, es sich anzueignen und seine Spielmöglichkeiten zu erforschen. Charakteristisch sind eine solide, robuste und langlebige Ausführung, Abwaschbarkeit, eine harmonische Gestaltung mit ansprechenden Formen, fröhlichen, klar voneinander unterscheidbaren Farben, naturhaftes Material, beispielsweise Holz und ein übersichtlicher Aufbau, der in der Größe auf die kindlichen Bedürfnisse abgestimmt ist.

Maria Montessoris pädagogischer Leitsatz: „Hilf mir, es selbst zu tun“ gilt auch für die Handhabe der Materialien. Das Kind als „Baumeister seiner selbst“ soll sich des Materials eigenständig bemächtigen können, es mit lustvoller Neugier untersuchen und ganzheitlich begreifen.

Materialgruppen

  • Das Sinnesmaterial spricht nach Montessori die fünf Hauptsinne der Kinder an: Tasten, Sehen, Fühlen, Hören und Riechen.
  • Das Mathematikmaterial zielt darauf ab, Zahlen, Mengen und Rechenaufgaben visuell und haptisch begreifbar zu machen, mathematische Grundlagen mit vielen Sinnen zu erfassen, anschaulich und verständlich zu erklären.
  • Das Sprachmaterial ist auf die kindliche Entwicklung ausgerichtet, wobei davon ausgegangen wird, dass sich das Interesse an Buchstaben und Worten in der Regel zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr ausformt. Das Wesen der Wörter, bestehend aus Buchstaben und Klängen soll ergründet, die Motorik des Schreibens gefördert werden.
  • Zu Übungen des praktischen Lebens gehören alltägliche Tätigkeiten, um die Fein- und Grobmotorik, Bewegungsabläufe, die sensorische Motorik sowie die Auge-Hand-Koordination zu schulen.
  • In der Montessori-Pädagogik haben die kosmische Erziehung und das dazugehörige Material einen hohen Stellenwert. In der kosmischen Erziehung stehen die Lehre und die Auseinandersetzung mit der Umwelt, das Zusammenspiel und die Wechselwirkungen von Natur und Mensch sowie wie Beziehungen zwischen den Menschen im Zentrum. Die kosmische Erziehung verknüpft die Bereiche Geografie, Geologie, Geschichte, Physik, Astronomie, Soziologie, Chemie und Biologie, geht zudem frei nach Goethe der existenziellen Frage nach, „was die Welt im innersten zusammenhält“.

Montessori-Material – Beispiele

Zum breitgefächerten Mathematikmaterial gehören zum Beispiel Holzbausteine, Bruchrechnungskreise mit jeweils gleichen Segmenten, das Pythagoras Brett, um das kleine Einmaleins anschaulich verstehen zu lernen, Multiplikations- und Divisionsbretter, Lernteppiche zu Winkeln und Gradmessung sowie zerlegbare geometrische Körper.

Beispiele für Sprachmaterial sind Lernposter und Schablonen mit Wortarten-Symbolen, auf Holzklötze montierte Sandpapierbuchstaben, um sie mit dem Finger nachzufahren, zu erfühlen, die Richtung haptisch zu begreifen und die Buchstaben so zu verinnerlichen. Ein bewegliches Alphabet ermöglicht es, mit den Buchstaben Wörter zu legen.

In der Küche bei der Essenszubereitung mitschnibbeln, Bananen oder Gurken schneiden, sich ein Brot schmieren, abwaschen oder abtrocknen – alltägliche Beschäftigungen, die das kleine Kind bei den Erwachsenen beobachtet, soll es bei den Übungen des praktischen Lebens selbst machen dürfen. Passgerechtes Montessori-Material unterstützt diese selbstbestimmten Tätigkeiten. So erreichen kleine Kinder beispielsweise mit dem höhenverstellbaren Montessori Learning Tower sicher und bequem jede Arbeitsfläche, um eigenständig am Küchengeschehen teilzunehmen.

In der kosmischen Erziehung finden unter anderem Globus, kartografische Lernteppiche, Dauerkalender aus Holz, Lernuhren, Sortier- und Legespiele zu verschiedenen Bereichen Verwendung.

Weiterentwicklungen

Vor über 100 Jahren wurde die Montessori-Pädagogik mit ihrem handlungs- und materialorientiertem Konzept etabliert. Sie befindet sich in einem beständigen Prozess der Fort- und Weiterbildung, fließt inzwischen längst in die Kinderbetreuung und Unterrichtsgestaltung an den Regelschulen ein.

Die Lehrmaterialien entwickeln sich ebenfalls weiter, abgestimmt auf die jeweils aktuellen Erfordernisse. Auf die Herstellung des Materials passt ebenfalls der berühmte Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“. Schließlich gibt es Anleitungen und Tipps, wie man selbst Montessori-Material selbst kreieren kann.

(Text: Veronika Vogel)

Montessori-Schule und Montessori-Kindergarten

Montessori-Pädagogik nach Maria Montessori

Ohne (intrinsische) Motivation geht nichts

 

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