Wahrscheinlichkeitsrechnung, Geometrie, Algebra: Ein Graus für Mädchen? Laut aktuellem OECD-Bericht trauen sich Mädchen in Deutschland in Mathematik weitaus weniger zu als ihre männlichen Mitschüler, auch wenn ihre Leistungen sehr gut sind. Doch woran liegt das? Mögen Schülerinnen Mathe nicht? Oder was ist das Problem? Die OECD-Studie gibt ein besorgniserregendes Geschlechtergefälle preis, an dem das Umfeld einen großen Anteil hat.
Mädchen trauen sich Mathe nicht zu
Der OECD-Bericht spricht eine deutliche Sprache: Das Geschlechtergefälle in mathematischen Schulfächern sei auffällig. Vor allem an der Einstellung der Mädchen gegenüber Mathe hapere es, sie trauten sich schlicht zu wenig zu. Viele wären überzeugt, dass sie einfach nicht gut in Mathe seien, und das selbst dann, wenn sie im Pisa-Test genauso gut wie die Jungen abschneiden.
Laut OECD spielen weniger als fünf Prozent der Mädchen im Alter von 15 Jahren mit dem Gedanken, später einmal in einem so genannten MINT-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) beruflich zu arbeiten. Bei den Jungen seien es dagegen 20 Prozent. Dieses Ergebnis stimmt die OECD-Forscher auch deswegen kritisch, weil gerade die technischen Berufe oft gut bezahlt seien.
Lehrer und Eltern prägen Ablehnung
Der Grund für die ablehnende Haltung von Schülerinnen gegenüber mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern sei allerdings keinesfalls in mangelnder Begabung zu suchen. Vielmehr sei die Geschlechterdifferenz eine Folge von erworbenen Verhaltensweisen. Lehrer, im besonderen aber auch Eltern neigten demnach dazu, Mädchen weniger im Erarbeiten von mathematischen Lerninhalten zu bestärken als Jungen.
Die Erwartungen der Eltern prägen offenbar stark das Interesse ihrer Kinder. So sehen viele Eltern für ihre Söhne eine mögliche Zukunft in technischen Berufen, jedoch deutlich weniger häufig für ihre Töchter. Entsprechende Ermutigungen von Lehrern, Müttern und Vätern könnten die typisch weibliche Angst vor mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern verringern. Im internationalen Vergleich interessant: In Korea gibt es kaum geschlechterspezifische Unterschiede bei den Berufserwartungen der Eltern.
Jungen liegen beim Lesen hinten
Genau umgekehrt bewerten die OECD-Experten übrigens die Einstellung von männlichen Schülern gegenüber sprachlichen Fächern. Sie mahnen an, die Lesefähigkeiten von Jungen zu verbessern und den Mädchen die Angst vor Mathe zu nehmen.