Kind nach Sturz beim Skaten aufstehen hinfallen

„Nur wer hinfällt, kann lernen, selber wieder aufzustehen“

„Wir nehmen unseren Kindern viel zu viel vom eigenen Tun ab“, sagt der Pädagoge Detlef Träbert vom Bundesverband „Aktion Humane Schule“. Er fordert: Eltern und Lehrer sollten Kinder mehr selbst erleben und erlernen lassen. Denn „nur wer hinfällt, kann lernen, selber wieder aufzustehen“.

Träbert: „Selbständiges Lernen steckt in den Genen“

Laufen, Sprechen, Anziehen und das Einmaleins: Kinder können sich fast alles selbst beibringen, ist Träbert überzeugt. „Die Fähigkeit zum selbständigen Lernen steckt in den Genen“. Wichtiger als eine dozierende Anleitung seien im Lernprozess Nachahmung, Versuch und Irrtum. Wer hingegen seinen Kindern die Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu sammeln, durch – meist gut gemeinte – Ratschläge und Hilfen frühzeitig abschneidet, verhindere, dass die Kleinen ihren eigenen Weg finden, sagt der Pädagoge und Buchautor.

Eltern nehmen ihren Kindern zuviel ab

Um zu lernen, selber wieder aufzustehen, muss man zunächst hinfallen. Das klingt eindeutig. Und dennoch fällt es Eltern im Alltag oft schwer, entsprechend zu handeln. Schließlich wollen sie nichts mehr als dafür zu sorgen, dass es den Kleinen gut geht. „Darum nehmen wir ihnen gerne ab, was mühsam und schwierig zu sein scheint, und helfen ihnen bei der Lösung ihrer Probleme“, sagt Träbert. Dabei fördere eben dieses Verhalten Unselbstständigkeit und Abhängigkeit.

Vertrauen fördert Selbständigkeit und Motivation

Das Adjektiv „tüchtig“ kommt vom Verb „tun“, betont Träbert. Nur wer selber etwas tut, kann tüchtig werden. Darum sollten wir weniger die Einstellung verfolgen, unseren Kindern etwas beibringen zu müssen, als vielmehr sie „es sich holen zu lassen“. Das eigene Tun bilde die Basis für Selbstwert, Persönlichkeit und Motivation.

Träberts These erfordert vor allem eines: Vertrauen in unsere Kinder. Im Familienleben bedeutet dies, ein Kleinkind so hoch klettern zu lassen, wie es sich selbst zutraut – ohne Mamas Hand am Po.

Unterrichtskonzept Freiarbeit lässt Kindern ihren Raum

Und im Schulalltag trägt das Unterrichtsprinzip der Freiarbeit dieser Überzeugung Rechnung. Während dieser dürfen die Schüler aus einem großen Angebot an Materialien selbst wählen, mit was sie sich eigenständig beschäftigen. Während Drittklässler Fynn also beispielsweise Division mit Hilfe des Rechenbretts übt, ist sein Banknachbar Lukas mit dem Wortarten-Quiz beschäftigt.

Freiarbeit wird in der modernen Unterrichtspädagogik immer beliebter. An den meisten Grundschulen wird zumindest zeitweise nach diesem Prinzip gearbeitet. Am konsequentesten umgesetzt wird Freiarbeit aber an reformpädagogischen Schulen, die etwa nach Montessori oder Freinet lehren.

Hier liest Detlef Träbert im Podcast aus seinem Text „Vom Hinfallen und Aufstehen“, der im Buch „Kleine Schubse, große Wirkung“ (www.schubs.info) erschienen ist: Podcast „Vom Hinfallen und Aufstehen“

Schreibe einen Kommentar