Es war einer dieser Momente, die mich als Erwachsene sprachlos zurücklassen. Sprachlos über die unbefangene Logik von Kindern, die noch nicht viel ahnen von gesellschaftlichen Erwartungen. Auf die Frage, was sie denn einmal werden wollte, gab meine Jüngste die einzig schlüssige Antwort. Sie dachte nicht an Titel, Abschlüsse oder Karrieren, sondern einfach nur an sich selbst; an das, was in ihrem jungen Köpfchen Leben, Zukunft, Glück bedeutet – und gab damit unbeabsichtigt eine sehr philosophische Antwort.
Alles begann mit einer Aufgabe meiner ältesten Tochter aus der Schule. Sie und ihre Mitschüler sollten sich Gedanken darüber machen, was sie einmal werden wollten. In Kurzreferaten sollten sie dann die Berufe einander gegenseitig vorstellen. Meine Große schwankte zwischen Ärztin, Profi-Skifahrerin und Friseurin.
Wir saßen am Küchentisch und sprachen über ihre Ideen. Unsere Jüngste war auf meinen Schoß geklettert und lauschte aufmerksam. Irgendwann fragte ich sie: „Und du, was willst du einmal werden?“ Sie sah mich mit großen Augen an und antwortete dann, fast ein wenig fassungslos über die blödsinnige Frage, die sich doch eigentlich von selbst beantwortet: „Ich werde ich selbst, halt nur in größer!“
Meine ältere Tochter fing an zu kichern und meinte: „Das ist doch klar! Aber das ist ja kein Beruf!“ Verwirrt und enttäuscht darüber, dass ihre Antwort offenbar falsch gewesen sein musste, drehte sich meine Kleine auf meinem Schoß um und vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter. Als ob sie sagen wollte: „Dann halt nicht! Macht euren Großen-Kram doch alleine!“
Dabei, dachte ich bei mir, hat sie doch eigentlich Recht. Und wie Recht sie doch hatte! Die Mehrheit von uns neigt dazu, unsere Zukunftsvisionen auf etwas zu fokussieren. Wir wollen etwas werden, etwas erreichen. Wir träumen davon, einen Job zu erlangen, einen Titel, ein Haus.
Doch was sagt das darüber aus, wer wir werden wollen, was für ein Mensch? Wäre es nicht besser, uns eher vorzunehmen: „Ich werde ich selbst sein. Ich will die bestmögliche und unverfälschteste Version meiner selbst sein“?
Ich will mir die Lektion von meiner Jüngsten zu Herzen nehmen. Ich versuche, mir bei der Formulierung meiner Ziele und Wünsche mehr selbst zuzuhören. Auch wenn das auch einmal bedeuten wird, dass ich einen objektiv beurteilten Erfolgsweg nicht einschlage. Unsere größte und wichtigste Aufgabe sollte es sein, uns selbst treu zu bleiben!