Viele Eltern kennen das Problem: Zu Anfang strotzt ihr Sprössling geradezu vor Lernmotivation, aber mit den Jahren nimmt diese stetig ab. Wie aber können Eltern dagegenhalten und ihre Kinder zum Lernen motivieren? Bildungsexperte und Lernspezialist Daniel Bialecki beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Lernmotivation von Kindern. Er hat für besser bilden seine besten Tipps zusammengefasst. Diese fünf Hilfsmittel unterstützen dabei, den Spaß am Lernen wieder zuzulassen und aus Kindern die natürliche Begeisterung für das Lernen herauszukitzeln:
Fünf Hilfsmittel für eine frische Brise Lernmotivation
1. Struktur schaffen durch einen Lernplan
Sie haben es bestimmt schon erlebt: Klassenarbeiten oder Tests stehen vor der Tür und das große Lernen soll beginnen! Doch: Über die Zeit hat sich ein Berg an Heften, Notizen und Büchern angesammelt. Allein Herr dieses Chaos zu werden, kann die Lernmotivation ganz schön in den Keller ziehen. Wo anfangen, wo aufhören? Am besten also blitzschnell Ordnung schaffen. Auf dem Schreibtisch und vor allem im Kopf.
Das geht am besten mit einem 5-Tage-Lernplan. Dieser bringt nicht nur Struktur in den Lernstoff, sondern beinhaltet auch notwendige Pausen und Belohnungen. Denn: Das Gehirn braucht auch mal Ruhe, um das Gelernte aufzunehmen. Mit dem Fahrplan ist außerdem deutlich visualisiert, was wann geschehen muss, das Ziel ist klar vor Augen, und der Kopf hat Platz für den wirklich wichtigen Inhalt.
2. Kreative ABC-Listen und bunte Mindmaps
Auch wenn es am bequemsten ist: Das Schulbuch ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, wenn es um gutes Lernmaterial geht! Alternativen Hilfsmitteln für mehr Lernmotivation sind im Grunde kaum Grenzen gesetzt. Hauptsache weg vom trockenen Wiederholen (mit Schulbuch) und hin zum aktiven Gestalten:
- Klassische Mindmaps zum Beispiel eignen sich besonders gut dafür, das Wichtigste auf den Punkt zu bringen und visuell ansprechend darzustellen (gut für den visuellen Lerntyp).
- Ähnlich funktioniert das Prinzip der ABC-Liste: Hier wird auf einem Papier jeder Buchstabe des ABC mit einem Begriff aus dem aktuellen Lernthema verbunden.
- Und wo wir gerade bei Papier sind: Post-Its sind wunderbar dazu geeignet, um Vokabeln zu lernen! Einfach das Wort an den entsprechenden Gegenstand heften, zum Beispiel „door“ (Tür) oder „desk“ (Schreibtisch).
- Auch das Schreiben des klassischen Spickzettels hilft dabei, das Wichtigste zusammenzufassen. Das aktive Filtern der Informationen verankert das Wissen dabei nachhaltig im Gehirn. Der Spickzettel ist dann gar nicht mehr nötig. Perfekt!
3. Faszination für digitale Medien nutzen
Sie wissen es selber gut genug: Kinder lieben digitale Medien! Warum diese Faszination nicht für mehr Lernmotivation nutzen? Denn Schüler bevorzugen Tablet, Laptop und Co. auch zum Lernen, wie eine aktuelle FACT-Umfrage von scoyo zeigt. Denn „Lernen mit PC, Tablet und Smartphone macht viele Schüler erst einmal neugierig und motiviert sie. Diesen Effekt können Eltern und Schüler gemeinsam nutzen, um eine möglichst sinnvolle Bildungserfahrung zu machen“, weiß e-learning-Experte Florian Sochatzy.
Statt zu klassischen Karteikärtchen also einfach mal zum Tablet greifen und mit den zahlreichen hochwertigen Lern-Apps und Online-Lernplattformen in bunte Abenteuerwelten eintauchen oder eine Reise durch den menschlichen Körper unternehmen. Wenn Kinder das Wissen erleben können, steigt automatisch die Lernmotivation, jeder entdeckt gerne Neues. Wie Sie gute Online-Lernangebote erkennen, erfahren Sie hier.
Digitale Technologien bieten übrigens noch weitere Vorteile: Beispielsweise hilft die Audiofunktion beim Lernen und bei der Aussprache von Vokabeln, oder beim Lernen eines Gedichtes.
4. Holt die Würfel raus! Lernen mit Spielen
Für Spaß, Spiel und Lernen braucht man nicht unbedingt eine Internetverbindung. Vokabeln lassen sich zum Beispiel auch gut in einem Vokabel-Memory lernen, das wie die klassische Variante nur mit Vokabel und Übersetzung funktioniert.
Memory ist aber nicht nur für Fremdsprachen bestens geeignet, sondern kann für verschiedene Wissensgebiete eingesetzt werden, wo es um die Verbindung von Informationen geht: Zum Beispiel bei der Einwohnerzahl von Städten/Ländern oder ihrer Lage auf Kontinenten, Pflanzengruppen, Matheformeln, Einmaleinsreihen, Deutschverben/-fällen, Wortgruppen, etc.
Der Kopf lernt übrigens am allerbesten gemeinsam mit dem Körper. Bewegungsspiele fördern den Zugang zum Oberstübchen und das Abspeichern – etwa von Einmaleins-Reihen – im Gedächtnis.
Auch viele „klassische“ Gesellschaftsspiele unterstützen beim Lernen: Tabu und Scrabble trainieren den Wortschatz, Activity mindert die Angst vor Auftritten, Uno festigt das Einmaleins, Halli Galli fördert die Reaktionsgeschwindigkeit…
5. Rollenspiele: Lernen mit Familie und Freunden
Sicher, eigenständiges Lernen ist eine feine Sache und für die Selbstständigeit von Kindern sehr wichtig. Aber manchmal prägt sich Gelerntes noch besser ein, wenn es im Gespräch mit anderen Menschen wiederholt wird. Vor allem für den kommunikativen Lerntyp ist diese Art des Lernens sehr effektiv. Und die oben genannte FACT-Umfrage unter Kindern zu beliebten Hilfsmitteln beim Lernen ergab auch: Eltern und Freunde stehen neben digitalen Medien ebenfalls hoch im Kurs.
Wie wäre es also zum Beispiel mit einem kleinen Rollenspiel? Werden Sie zum Talkshow-Moderator und befragen Sie Ihr Kind zu den Lerninhalten in Deutsch, Geschichte, Biologie und Physik. Seien Sie hartnäckig wie Anne Will oder Frank Plasberg und lassen Sie sich Zusammenhänge genau erklären.
Kindern kann beim Lernen aber auch ein Treffen mit Freunden helfen: Denn jeder kann den anderen mit seinen Stärken unterstützen, gemeinsam können Unklarheiten beseitigt werden. Damit die Kids den Fokus dabei nicht verlieren, sollten die Lerneinheiten auf eine bestimmte Zeit festgelegt werden. Es hilft außerdem, wenn im Voraus ein bestimmtes Ziel festgelegt wird, das die Lerngruppe im Auge behalten kann.
Lernmotivation steigern: Fazit
Wie wir alle bestens wissen, ist es mit der Lernmotivation so eine Sache: Sie kann nur bedingt erlernt und nicht erzwungen werden. Sie kann aber sehr wohl immer wieder geweckt werden! Kinder haben eine angeborene Neugierde für Neues, sie müssen aber auch eine Verknüpfung zwischen dem Gelernten und ihrem Alltag herstellen können. Für was lerne ich das und wo kann ich es anwenden? Und es darf auch Spaß machen. Nur dann bleibt das angelernte Wissen auch hängen. Deshalb kann es hilfreich sein, sich mit Lernmaterialien abseits von Schulbuch und Arbeitsheft auszuhelfen – analog oder digital. Dabei nicht vergessen: Viele Dinge, die auf den ersten Blick wie reiner Zeitvertreib oder Spielerei wirken, bieten unerwartetes Lernpotenzial und steigern die Lernmotivation von Kindern immens!
Daniel Bialecki ist Bildungsexperte und Lernspezialist. Der Diplom-Ingenieur blickt auf eine zwölfjährige Erfahrung in der digitalen Wissensvermittlung zurück. Daniel Bialecki ist Geschäftsführer des Lernprogramms scoyo. Er baute seit 2007 die Online-Lernplattform und die virtuelle Lernumgebung von scoyo gemeinsam mit Pädagogen auf.