Die verschiedenen Wege zum Berufsabschluss

Noch bevor an Schulen die Abschlussprüfungen stattfinden, beschäftigen sich viele mit der Frage, was sie nach ihrem Schulabschluss machen möchten. Eine solche Entscheidung will gut überlegt sein, schließlich kann sie den Weg für die berufliche Zukunft ebnen. Neben dem klassischen Weg, eine Ausbildung zu beginnen, gibt es auch noch andere Wege, zum Berufsabschluss zu gelangen. Vor allem diejenigen, die in der Berufswelt bereits Fuß gefasst haben und schon länger aus dem System Schule raus sind, bekommen so die Möglichkeit, ihrer Karriere Auftrieb zu verleihen. Wir zeigen, was typisch für die klassische Ausbildung ist und welche weiteren Optionen es neben schulischer und betrieblicher Ausbildung noch gibt.

Der klassische Weg: Duale und schulische Ausbildung

Ob nach dem Haupt- oder Mittelschulabschluss, der mittleren Reife oder dem Abitur – das Interesse an Ausbildungsberufen äußert sich sehr unterschiedlich. In den vergangenen Jahren galten vor allem Ausbildungsberufe in Industrie und Handel sowie im Handwerk als beliebt.

Wer die Chance hat, nach dem Schulabschluss eine freie Lehrstelle zu finden, macht seine Ausbildung üblicherweise in Vollzeit. Machen die äußeren Umstände es erforderlich, kann man seine Ausbildung auch in Teilzeit machen, wodurch sich die wöchentliche Arbeitszeit in Berufsschule und Betrieb auf 20 bis 35 Stunden reduziert. Muss man Kinder oder pflegebedürftige Familienmitglieder betreuen oder ist man gesundheitlich eingeschränkt, kann die Teilzeit-Ausbildung eine gute Alternative zur Ausbildung in Vollzeit sein.

Unterschieden wird in die schulische und die betriebliche bzw. duale Ausbildung.

Duale Ausbildung:

  • gilt in Deutschland als bekannteste Ausbildungsart
  • Theorie und Praxis wechseln sich ab – man arbeitet also im Ausbildungsbetrieb und besucht zusätzlich die Berufsschule
  • Dauer: zwischen 2 und 3,5 Jahre
  • Vorteil: Es können von Anfang an praktische Erfahrungen gesammelt werden, außerdem bekommt man eine Ausbildungsvergütung
  • Typische duale Ausbildungsberufe: Kfz-Mechatroniker/in, Verkäufer/in, Kauffrau/-mann im Einzelhandel

Schulische Ausbildung:

  • Vollzeitunterricht an einer öffentlichen oder privaten Berufsfachschule
  • praktisch Erfahrungen werden in regelmäßig stattfindenden betrieblichen Praktika gesammelt
  • eine Schulgebühr ist ebenso üblich wie das Ausbleiben eines Ausbildungsgehalts, weshalb man finanzielle Unterstützung in Form von BAB oder BAföG beantragen kann
  • Dauer: zwischen 2 und 3 Jahre
  • Vorteil: Lernen mit festem Stundenplan, Vermittlung hochqualifizierter Inhalte, dank Ferien anstatt Urlaubstagen mehr freie Tage als bei der betrieblichen Ausbildung
  • Typische schulische Ausbildungsberufe: Erzieher/in, Altenpfleger/in, Logopäde/Logopädin

Umschulung: Beruflich neu Perspektiven erschließen

Eine Weiterbildung ist meistens sehr kostspielig, kann jedoch wichtig sein, um beruflich voranzukommen. Ein Bildungsgutschein finanziert die Weiterbildung und kann auch helfen, einen Berufsabschluss nachzuholen. Möchte man sich beruflich neu orientieren, kann man seinem Ziel mit einer Umschulung näher kommen. Im Gegensatz zu einer Erstausbildung bedeutet die Entscheidung für Umschulungen eine verkürzte Ausbildungsdauer, die je nach Berufsbild variiert.

Voraussetzung für die Umschulung ist ein Mindestalter von 18 Jahren. Außerdem muss man bereits eine erste Berufsausbildung abgeschlossen oder zumindest begonnen haben. Weil es sich bei der Umschulung um eine so genannte Kann-Leistung handelt, gibt es keinen gesetzlichen Anspruch darauf. Ob und welche Umschulung bewilligt wird, entscheidet der Sachbearbeiter des Arbeitsamtes oder des Jobcenters. Besonders groß sind die Chancen auf eine Förderung in folgenden Fällen:

  • Durch gesundheitliche Gründe kann der erlernte Beruf nicht mehr ausgeübt werden
  • Der erlernte Beruf ist vom Strukturwandel betroffen oder bietet aus anderen Gründen schlechte Zukunftsperspektiven
  • Wer sich in einem Beruf einer aufsteigenden Branche umschulen lassen möchte, hat ebenso große Chancen auf eine Förderung wie diejenigen, die einen Beruf wählen, in dem ein Fachkräftemangel herrscht

Teilqualifikation: Über einzelne Module zum Berufsabschluss

Eine ganz andere Form der Berufsausbildung ist die Teilqualifikation. Mit dieser können Arbeitnehmer sowie Arbeitsuchende Schritt für Schritt einen neuen Beruf erlernen. Über einzeln zu absolvierende Module, an deren Ende der Erhalt eines anerkannten Zertifikats steht, kann man sich attraktiver für den Arbeitsmarkt gestalten. Die im bestimmten Berufsfeld erworbenen Kenntnisse befähigen außerdem dazu, einen vollwertigen Berufsabschluss zu erwerben.

Bei der Teilqualifizierung werden die Inhalte eines klassischen Ausbildungsberufs in 4 bis 8 Abschnitte unterteilt. Ein jeder Abschnitt kann als Modul belegt werden, wobei jedes Modul aus einem theoretischen und einem praktischen Teil besteht und in sich geschlossen ist. Je nachdem, um welches Modul es sich handelt, muss man pro Modul mit einem Zeitaufwand von 2 bis 6 Monaten rechnen.

Damit sowohl praktisches als auch theoretisches Wissen nicht zu kurz kommt, findet die Teilqualifizierung bei einem zertifizierten Bildungsträger statt und wechselt sich mit Praktika-Phasen in einem Betrieb ab. Am Ende des Moduls muss eine Prüfung abgelegt werden. Wird diese erfolgreich absolviert, kann man ein weiteres Modul belegen, muss dies aber nicht.

Schafft man es, alle Module einer Teilqualifizierung abzuschließen, kann man einen anerkannten Berufsabschluss erwerben. Hierfür muss im jeweiligen Ausbildungsberuf die Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer abgelegt werden.

Erfüllt man alle Voraussetzungen für den Bildungsgutschein, lässt sich diese Form der Aus- bzw. Weiterbildung dadurch komplett finanzieren.

Externenprüfung: Ohne Ausbildung zum Gesellenbrief

Nach einem ähnlichen Prinzip ist die Externenprüfung aufgebaut. Ist man bereits länger in einem Handwerksberuf tätig, hat jedoch keine abgeschlossene Ausbildung, kann man die „Ausnahmsweise Zulassung“ bekommen. Das bedeutet, dass man die fehlende Berufsausbildung durch eine mehrjährige Berufspraxis ersetzen kann. Dies ist jedoch nur in bestimmten Fällen möglich. So muss man unter anderem nachweisen, dass man über entsprechende Berufserfahrung bzw. Fachkenntnisse verfügt.

Man meldet sich für die Externenprüfung an und nimmt damit ebenso wie Auszubildende des jeweiligen Berufs an der Abschlussprüfung teil, welche zuvor eine klassisch duale Berufsausbildung durchlaufen haben. Besteht man die Externenprüfung, erwirbt man einen absolut gleich- und vollwertigen Abschluss wie die Auszubildenden.

Natürlich muss man sich dann in Eigenverantwortung auf die Prüfung vorbereiten. Dies kann man entweder mittels Selbststudium tun oder sich an einen Bildungsträger wenden. Passende Kurse tragen zum Beispiel die Bezeichnung „Vorbereitungslehrgang“ oder „Vorbereitung auf die Externenprüfung“. Entscheidet man sich für ein Selbststudium, empfiehlt sich, einen detaillierten Blick auf den Rahmenlehrplan des Ausbildungsberufs zu werfen. Dieser lässt sich beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) finden. Bei einigen Verlagen kann man auch Prüfungsaufgaben erwerben und sich damit selbständig auf die Abschlussprüfung vorbereiten.

Die rechtlichen Grundlagen für die Externenprüfung lassen sich im Berufsbildungsgesetz (BBiG) und in der Handwerksordnung (HwO) finden.

Fazit: Mehrere Wege führen zum Ziel

Die Aus- und Weiterbildungslandschaft in Deutschland ist durch ein hohes Maß an Vielfältigkeit geprägt. Je nach den persönlichen Lebensumständen kann man selbst entscheiden, welchen Weg man geht, einen qualifizierten Berufsabschluss zu erwerben und beruflich voranzukommen.

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