Neugier von Kindern lassen sich mit Experimenten fördern

Nachgefragt und ausprobiert – Neugier bei Kindern fördern

Kinder lernen jeden Tag etwas Neues dazu und wachsen immer wieder über sich hinaus. Praktisch mit jedem Schritt, jedem Blick, jedem Geräusch eröffnet sich eine kleine neue Welt. Kleinkinder lernen, wie es sich anfühlt, wenn Sand durch die Finger rinnt, wenn Steinchen unter den Füßen pieksen, wie Milchreis riecht und wie sich ein Frühlingsmorgen anhört – ohne dass dafür ein Impuls von außen notwendig ist. Im besten Fall behält sich ein Kind diese Neugier auf das Leben auch in späteren Jahren. Dann legt es diese intrinsische Motivation – das heißt, ein Interesse, das von innen heraus aus purer Neugier ohne Außeneinfluss entsteht – auch dann noch an den Tag, wenn es nicht mehr ums Laufen lernen geht, sondern um kognitive Lerninhalte, wie sie zum Beispiel in der Schule vermittelt werden. Aber was, wenn dieser für die (Weiter-)Entwicklung eines Kindes notwendige Wissensdurst abnimmt? Es gibt Methoden, wie Eltern die Neugier ihres Kindes entfachen und fördern können.

Wissensdurst drückt sich unterschiedlich aus

Eltern müssen verstehen, dass Neugier bei Kindern kein unangemessenes Verhalten ist, sondern die Basis des Lernprozesses bildet. In der Praxis lässt sich Neugier bereits in den ersten Lebensmonaten beobachten. Säuglinge beginnen nach Gegenständen zu greifen und nehmen diese in den Mund. Hierbei geht es weniger ums Essen. Säuglinge „ertasten“ mit ihrem Mund. Die Entdeckungslust von Kleinkindern hält Eltern oft ganz schön auf Trab.

Diese Entwicklung setzt sich fort. Je feiner der Tastsinn und die Motorik werden, umso stärker verändert sich die Neugier. Dinge in die Hand nehmen und von allen Seiten zu betrachten ist im frühen Kita-Alter oft zu beobachten. Spätestens ab einem Alter von 3 Jahren wird die Neugier deutlich spürbar – auch in Hinblick auf die sprachlichen Fähigkeiten. Kinder beginnen Erwachsene zu fragen und hinterfragen auch Gesehenes. Diese Form der sprachlichen Neugier geht ab diesem Alter einher mit praktischen „Erfahrungswerten“.

Auch im Grundschulalter setzen sich Kinder immer noch übers Ausprobieren mit ihrer Umwelt auseinander. So unangenehm es auch sein mag, wenn ein Kind beim Arzt die Mechanik des Schreibtisches untersuchen möchte – dahinter steckt der Wille, die Welt zu verstehen, sich greifbar zu machen. Also eine neugierige Grundhaltung, die letztlich positiv bewertet und nicht nur als anstrengend für die Eltern angesehen werden sollte.

Auf Fragen eingehen und Neugier fördern

Warum ist die Banane krumm? Was auf den ersten Blick von Erwachsenen vielleicht als sinnfreie oder unwichtige Frage angesehen wird, ist eigentlich genau das Gegenteil. Ähnliche Fragen tauchen bei Kindern immer wieder auf, etwa in Bezug auf die Farbe des Himmels, den Zyklus aus Leben und Tod, prachtvolle Federn von Vögeln und und und.

Grundsätzlich müssen sich Eltern in diesem Zusammenhang einiger Tatsachen bewusst sein. Es gibt keine „dummen“ Fragen, da Kinder einen – im Vergleich zum Erwachsenen – eingeschränkten Erkenntnishorizont haben. Einfaches Beispiel: Das Auto fährt wie von Zauberhand. Erwachsene wissen, dass Beschleunigung nur durch das Zusammenspiel aus Gaspedal, Getriebe und Drehung der Kurbelwelle entstehen kann. Kindern sind diese technischen Zusammenhänge nicht bewusst. Sie wollen verstehen und fragen daher nach.

Statt Fragen einfach unbeantwortet stehen zu lassen, sollten Eltern diesen Moment vielmehr als Chance begreifen. Auf der einen Seite bietet sich hier die Gelegenheit, den Nachwuchs aktiv zu fördern – eben durch den Wissenstransfer. Gerade im Kindergarten- und Grundschulalter lässt sich neues Wissen schnell festigen. Auf der anderen Seite haben Eltern an diesem Punkt die Chance, die Neugier in eine bestimmte Richtung zu lenken, sie können die Neugier kanalisieren und den Wissensdurst wecken. Solche Erlebnisse wirken oft weit in die Zukunft positiv.

Übrigens, für die nächste Fragestunde: Eine Banane ist krumm, weil sich die Staude im Wachstum – durch das zunehmende Gewicht – immer mehr nach unten senkt, die einzelnen Früchte aber zur Sonne hin nach oben wachsen. Auf diese Weise entsteht die Krümmung der Banane.

Die Welt praktisch erkunden – Experimente zu Hause machen

Mutter und Sohn machen Experimente
Gemeinsames Experimentieren fördert Neugier und schweißt zusammen.

Experimente werden schnell mit der Schule assoziiert. Heranwachsende erleben so praktisch, wie Physik und Chemie funktionieren. In Erinnerung aus ihrer eigenen Schulzeit sind vielen Erwachsenen sicher noch Experimente mit Fadenpendel (Physik), Knallgas (Chemie) oder Mikroskopie (Biologie) geblieben.

Experimentieren beginnt aber bereits weit vor dem Schulalter. Bereits Kleinkinder beginnen spielerisch zu experimentieren. Ein sehr einfaches Beispiel sind Steckspiele, bei denen nur bestimmte Figuren in die vorgesehenen Ausschnitte passen.

Diese Form des praktischen Begreifens und Erlebens können Eltern und Großeltern aktiv fördern – indem sie gemeinsam mit ihrem Nachwuchs Experimente machen. Beliebt ist beispielsweise das erste Aussäen von Gartenkresse. Aber auch das Züchten kleiner Urzeitkrebse ist im Vorschulalter und der Grundschule eine beliebte Möglichkeit, Kinder auf sehr praktische Weise zu fördern. Hier wird nicht nur das Interesse für die Natur geweckt. Eltern können ihren Nachwuchs auch im Hinblick auf Verantwortungsbewusstsein kindgerecht in die Pflicht nehmen.

Je älter Kinder werden, um so ausgefallener dürfen natürlich die Experimente werden. Es kommt sicher bald der Zeitpunkt, an dem einfache Hausmittel an Grenzen stoßen. Experimentierkästen, welche in die Naturwissenschaften eintauchen lassen, helfen ab diesem Punkt weiter.  Spielerische Entdeckungsreisen fördern die Neugier des Kindes und erinnern sie länger an das Gelernte.

Wichtig ist es, dass die Experimentierkonzepte an den Entwicklungsstand des Kindes angepasst sind, so lassen sich hier vom Luftkissen-Surfer, über ein kleines selbst zu konstruierendes Dampfschiff bis hin zum Mikroskopieren alle Möglichkeiten ausloten, die Spaß machen.

Richtig fördern, nicht überfordern – immer altersgerecht bleiben

Vater liest seinen Kindern ein Buch vor
Vorlesen fördert Sprache, ist kuschelig und weckt Interesse für die Welt.

Eltern wollen für ihren Nachwuchs nur das Beste. Leider liegt zwischen Fördern und Überfordern ein mitunter sehr schmaler Grat. Eltern, welche die Neugier ihrer Kinder fördern wollen, sollten dies richtig – sprich altersgerecht – tun.

Im Vorschulalter geht es beispielsweise um die Förderung von sprachlichem Verständnis und dem Umgang mit Zahlen. Hier können Eltern Neugier und Förderung kombinieren – etwa übers Vorlesen. Im Grundschulalter können Eltern über die bereits angesprochenen Experimentierkästen bereits damit beginnen, Kinder an die Naturwissenschaften heranzuführen – allerdings immer nur auf freiwilliger Basis.

Neugier – eine wichtige Eigenschaft, die aber auch gefährlich werden kann

In unserer modernen Gesellschaft muss das Erleben und Testen in ein Regelwerk eingebunden werden. Nicht jeder Knopf darf aus Interesse gedrückt werden, nicht jeder Käfer beim Überqueren der Straße uuntersucht werden. Zur Herausforderung wird für die Eltern die Tatsache, dass heute Kinder Gefahren gegenüberstehen, die vor 100 Jahren noch keine Rolle gespielt haben.

Ein Beispiel ist Elektrizität, in Form von allgegenwärtigen Steckdosen. Auch Haushaltsgeräte können dem Nachwuchs gefährlich werden. Mit der Neugier des Kindes umgehen heißt auf der einen Seite, es aktiv zu fördern. Gleichzeitig müssen Eltern und Großeltern auch darauf bedacht sein, den Schutz der Heranwachsenden nicht zu vernachlässigen. Ein wichtiger Aspekt, denn laut Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V. passieren mehr als die Hälfte der Unfälle im häuslichen Umfeld.

Weitere Tipps für Eltern

Kinder müssen eigene Erfahrungen machen und lernen daraus. Dieser Grundsatz setzt voraus, dass Eltern für ihren Nachwuchs diesen Erfahrungsgewinn auch zulassen. Die so genannten Helikopter-Eltern halten leider die Zügel sehr fest in der Hand. Bereits in den ersten 18 Lebensmonaten werden Grundlagen dafür gelegt, ob sich Kinder selbst beschäftigen können und ihre Umwelt auch selbständig entdecken.

Eltern können aktiv ihren Nachwuchs fördern, indem sie Aufgaben im Alltag zur Verfügung stellen. Hierbei ist die Einbindung des Haushalts möglich, indem unterschiedliche Formen, Farben, Texturen/Oberflächen einbezogen werden. Das kindliche Entdecken schult auf der einen Seite die Fähigkeit zur Problemlösung, welche im Erwachsenenalter in vielen ganz alltäglichen Situationen gefragt ist. Auf der anderen Seite gibt das Spiel und Entdecken in der Sicherheit des eigenen Zuhauses Kindern den nötigen Raum, um sich in verschiedenen Explorationswegen auszuprobieren.

Kinder dabei zu unterstützen, kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Eltern können beispielsweise Lösungswege in Teilprobleme zerlegen – immer aber Lösungen im Gespräch mit dem Kind gemeinsam entwickeln und nicht von oben herab erklären. Dies hat den Vorteil einer gesteigerten Motivation. Das Kind bleibt am Ball und folgt länger seiner Neugier – anstatt einfach frustriert aufzugeben.

Fazit: Neugier fördern statt gegenzureden

Kinder, die ihre Umwelt mit allen Sinnen entdecken und verstehen wollen, kosten ihre Eltern einige Nerven, keine Frage. Es ist nicht immer im einfach, mit der kindlichen Neugier entspannt umzugehen, gerade, wenn der Alltag mitunter Zeitdruck mitbringt und angemessenes Verhalten erfordert.

Allerdings sollte Eltern klar sein, dass es sich bei um eine ganz wesentliche Eigenschaft handelt. Neugier und Wissensdurst sind Ausdruck eines Lernprozesses, der bereits ab der Geburt beginnt. Statt diese Eigenschaft negativ zu belegen, sollten Eltern kindliche Neugier eher fördern. Denn es sind genau jene Erkenntnisse und Erfahrungen in dieser Phase, welche Kinder bis ins Erwachsenenalter hinein begleiten und auch auf diesem Weg prägen. Und Neugier kann nicht dann angeknipst werden, wenn sie Eltern zupass kommt, etwa in der Schule, wenn sie in anderen Situationen immer wieder klein gehalten wurde.

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